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2024-06-30

Ein neues Kind (Max) kennenlernen

Ich bin meist sehr aufgeregt, wenn ich ein neues Kind kennenlernen darf, welches auch am Wochenende Besuch von einer erwachsenen Bezugsperson bekommen möchte, um dann z.B. Ausflüge oder irgendwelche Freizeitaktivitäten - wie eben die anderen Kinder auch - gemeinsam zu unternehmen. Mein Auftrag dabei ist, ein gutes Matching zu organisieren, d.h. für das Kind die richtige erwachsene Person zu finden. Es soll von Anfang an gut passen. Dazu muss ich auf der einen Seite eine interessierte erwachsene Person kennenlernen und qualifizieren und auf der anderen Seite ein Gespür für das Kind bekommen, also welches seine Bedürfnisse und Wünsche sind. Dabei will ich von Anfang an keine unnötige Unruhe in ein künftiges Beziehungsgespann bringen, aber ich muss beide Seiten kennenlernen und meine feinen Antennen aktivieren und auf mein Bauchgefühl hören. Max ist mit Sicherheit genauso aufgeregt wie ich und schon sehr neugierig, was passieren wird. Also habe ich einen Icebreaker mitgebacht. Weil ich weiß, dass Max gerne Fußball spielt, habe ich einen Fußballteller und eine Fußballtasse aus Porzellan besorgt.

“Endlich habe ich eine eigene Tasse wie die anderen Kinder”, höre ich von Max. Er freut sich riesig und wir fahren zusammen mit seinem Bezugserzieher in ein Eiscafe. Max ist ein außergewöhnlich freundlicher, aufmerksamer und richtig netter Junge. Bestimmt will er sich von seiner besten Seite zeigen, aber ich wusste schon im Vorfeld von seinem Bezugsbetreuer, dass Max ein recht empathischer Junge ist, der sich auch für Schwächere in der Schule gern stark macht und sich einsetzt. Er wirkt auf mich ziemlich authentisch und verletzlich. Wir stellen uns in einem lockeren Umfeld die eine oder andere Frage. Ich lerne ihn immer besser kennen und ich scanne während unseres Gesprächs bei all dem, was ich höre, gedanklich die Wegbegleiter:innen, die wir aktuell qualifizieren. Und ich weiß irgendwie instinktiv, wer gut zu Max passen könnte. Er/sie kann zwar nicht Fußballspielen, aber diese beiden Menschen passen einfach vom Charakter her gut zusammen. Max bekommt noch unseren Eisvogel mit der zentralen Telefon-Nr. des Vereins (im Kontext unseres Schutzkonzepts für Notfälle). Inspiriert fahre ich nach Hause und lasse alle Informationen und Eindrücke nochmal wirken. Ja, ich bin mir sicher, dass da zwei Menschen gut zusammen passen können. Nun muss alles getan werden, damit ein Wegbegleitungs-Tandem entsteht, welches beide Seiten bereichert und eine gute Aussicht auf langfristigen Erfolg hat. Vor allem wünsche ich dem Max, dass er endlich auch mehr Normalitäts-Erfahrungen machen darf. Seine Eltern lehnen ihn schließlich ab. Darunter leidet er sehr. Das wird der/die ehrenamtliche Wegbegleiter:in insbesondere am Anfang des behutsamen Kennenlernens sicher gut zu spüren bekommen. Aber er/sie wird darauf vorbereitet sein. Das ist meine Aufgabe, und ich will hier alles richtig machen.